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Geschichte

Die Resia, Torre und Natisone Täler waren von denselben historischen Ereignissen geprägt: Nach der Ansiedlung der Alpenslawen zwischen dem 8. und 9. Jahrhundert standen sie unter der Herrschaft des Patriarchats von Aquileia (1077-1420) und der Republik Venedig (1420-1797), die es den Gemeinden ermöglichte, sich selbständig zu verwalten. Während der langen Jahre unter venezianischer Herrschaft war dies ein Gebiet, das von den benachbarten Slowenen Beneška Slovenija oder Benečija / Benecia genannt wurde, von Benetke, dem slowenischen Namen für Venedig. Die napoleonische und österreichische Herrschaft (1797-1866) schaffte das System der Selbstverwaltung ab und entfremdete das Gemeineigentum. Unter dem Königreich Italien erlebte Benecia Höhen und Tiefen, darunter die beiden Weltkriege und den Versuch, den Reichtum der slowenischen Dialekte zu vernichten. Die Wiedergeburt der Stadt wird durch den Fall ihrer Grenzen und den festen Willen der Verwaltung und der Bevölkerung ermöglicht, ein Entwicklungsprojekt im Zeichen der Identität und der kulturellen Tradition umzusetzen.

586 - 776

Langobardisches Herzogtum in Friaul

Bei ihrer langen Wanderung von Skandinavien nach Süden auf der Suche nach neuen Ländereien sind die Langobarden, nach Italien gezogen, nachdem sie zuvor 42 Jahre in Pannonien geblieben waren. Am 1. April 586 steigt König Alboino auf den Königsberg und bewundert die friaulische Ebene unter byzantinischer Herrschaft. Sie erobern Cividale, die römische Forum Lulii, lassen sich dort nieder und erwählen sie als Hauptstadt ihres ersten Herzogtums in Italien.

663 - 720

Kämpfe zwischen Slawen und Langobarden

In der Zwischenzeit lassen sich die Slawen der Alpen zwischen Norico und Pannonien nieder, da auch sie neue Ländereien erobern und bewirtschaften wollen. Sie liebäugeln auch mit der friaulischen Ebene und versuchen sich dort niederzulassen. Aber die Langobarden bieten starken Widerstand. Im Jahr 663/4 lagerten sich 5000 Soldaten um Broxas, nicht weit von Cividale an. Der Herzog Vettari geht ihnen mit 25 Rittern entgegen und besiegt sie. Zum zweiten Kampf zwischen Slawen und Langobarden kommt es auf einem hohen Berg. Diesmal siegen die Slawen und vernichten die Adligen aus Cividale. Im Jahr 720, nach der Schlacht von Lauriana kommen die beiden Völker zu einer Einigung: die Slawen lassen sich in den östlichen Tälern des Friaul nieder, die Langobarden bleiben in der Ebene. So entsteht eine linguistische Grenze.

776 - 1077

Die Franken - Territorium Verona und Aquileia

Im Jahr 776 setzten die Franken und Karl der Große der Herrschaft der Langobarden ein Ende, welche fast ganz Italien erobert hatten. Friaul wird in das Territorium von Verona und Aquileia innerhalb des Italienisch-fränkischen Reichs eingeschlossen. Das erste Schriftstück über die Täler des Natisone stammt aus dem Jahr 888: Berengario, König von Italien schenkt dem Diakon Felice die Höhle von Antro und ein weites Gebiet auf den Bergen und entlang den Ufern der Flüsse. Das 10. Jahrhundert ist durch die Invasionen der Ungarn überschattet, die die friaulische Ebene zerstören und in mehrere italienische Gebiete und in den Norden der Alpen vordringen.

1077 - 1420

Patriarchat von Aquileia

In Folge der Zerstörungen durch die Ungarn bleibt das Friaul ohne politische Führung. Die Autorität und das Prestige der Patriarchen von Aquileia treten hervor, die 738 ihren Sitz nach Cividale verlegt hatten. Im Jahr 1077 verlieh Kaiser Heinrich IV. dem Patriarchen Sigeardo die feudale Investitur und erkannte ihm somit die Befugnisse und Privilegien an, die Grafen vorbehalten waren. Das Lehen umfasste fast ganz Friaul, einen Teil von Istrien und weite Gebiete, die von Slowenen bewohnt waren. In den Tälern des Natisone herrschte eine besondere Autonomie in Verwaltung und Gerichtsbarkeit.

1420 - 1797

Republik Venedig

Im Jahr 1420 erobert die Republik Venedig die Herrschaftsgebiete des Patriarchen von Aquileia. Die Obrigkeiten erkennen die Autonomie der Natisone- Slowenen an und erweitern sie. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts, in Folge des Kriegs zwischen Venedig und den verbündeten Staaten der Liga von Cambrai, wurde eine erste Grenze zwischen dem Natisone- und dem Isonzotal gezogen, die unterhalb des Gebiets von Österreich verliefen. Im Tausch gegen Autonomie und Privilegien verlangt Venedig von den Slowenen die fünf Pässe - Pulfero, Luico, Clabuzzaro, Clinaz, San Nicolò - zu überwachen, welche in das Isonzo- und Judriotal führen. Im Jahr 1616 bricht der Krieg um die Festung Gradisca aus, der auch das Natisone- und Isonzotal betrifft. Entlang der Grenze floriert Schmuggel, der von den Obrigkeiten erfolglos bekämpft wird.

1797 - 1814

Italienisch-napoleonische Herrschaft

Während dem Italienfeldzug, setzt 1797 Napoleon Bonaparte der Republik Venedig ein Ende und überlässt Österreich deren Gebiete. Aber im Jahr 1805 kommen die französischen Truppen zurück und beenden die Autonomie Sloweniens. Unter der französischen Herrschaft wird die Grenze zwischen dem Königreich Italien und den Illyrischen Provinzen mehrfach geändert: 1807, 1809 und 1811 stimmt sie mit dem Isonzo überein.

1815 - 1866

Österreich - Langobardisch-venezianisches Königreich

Nach dem Ende der französischen Herrschaft und dem Wiener Kongress, gründet Österreich das Langobardisch-venezianische Königreich. Die Grenzlinie, abgesehen von kleinen Änderungen, ist wieder die zwischen der Republik Venetien und Österreich. Im  Langobardisch-venezianisches Königreich wächst der Widerstand gegenüber der österreichischen Regierung. Auch zwischen den Slowenen steigt der Unmut weil ihnen die Autonomie entzogen wurde und Gemeindevermögen privatisiert wird. Zahlreiche junge Menschen nehmen an den Befreiungskämpfen teil weil sie hoffen, dass Italien die, unter der Republik Venetien genossenen Privilegien wieder anerkennen könnte. Im Jahr 1848, auf dem Monte San Martino, widersetzt sich auch die Bevölkerung dem Marsch der österreichischen Truppen Richtung Udine, das sich erhoben hatte.

1866 - 1914

Volksentscheid - Königreich Italien

Am Ende des dritten Befreiungskriegs, wird am 21. und 22. Oktober 1866, in einer Atmosphäre eines Volksfestes ein Volksentscheid über die Anbindung des Friaul und Venetiens an das Königreich Italien abgehalten. Das Ergebnis liegt auf der Hand: fast alle Wähler stimmen dafür; in den Tälern des Natisone gab es ein einziges Nein. In den langwierigen Verhandlungen über die Festlegung der Grenze zwischen Italien und Österreich wird die Hypothese eines Austauschs von Slawien mit Gebieten Österreichs vorgebracht. Daraus wird nichts, weil der Wiener Frieden keine Änderung der früheren Grenzen zulässt. Das Programm der italienischen Obrigkeit sieht die linguistische und kulturelle Eliminierung der neuen slowenischen Untertanen vor, aber die örtlichen Pfarrer predigen weiterhin in der Sprache des Volkes und mit dem Lehren des Katechismus wird die Alphabetisierung in slowenischer Sprache vorangetrieben.

1914 - 1918

Erster Weltkrieg

Am 28. Juli 1914, beginnt mit der Kriegserklärung Österreichs an Serbien der erste Weltkrieg. Ab dem 24. Mai 1915 nimmt auch Italien an der Seite der Verbündeten gegen Österreich am Konflikt teil. Seine Verbündeten der östlichen Front werden die Grenze zwischen den kämpfenden Mächten, vom Monte Rombon bis ans Meer und diese hält sich bis zum 24. Oktober 1917, Tag der Schlacht von Caporetto. Als spätere Grenze wird der Fluss Piave festgelegt, die dann Ende Oktober 1918 überschritten wird. In Italien endet der Krieg am 4. November. Es folgt eine lange Verhandlung zur Festlegung der Grenzen. In Anlehnung an das Übereinkommen von 1915 und der Vertreter der „natürlichen Grenzen“, werden mit dem Vertrag von Rapallo (1920) weite Gebiete an Italien zugeteilt, die aber von Slowenen und Kroaten bevölkert sind. Auch bei dieser Gelegenheit wird die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass Slawien sich dem neuen Reich der Serben, Kroaten und Slowenen anschließt, was dann Jugoslawien wurde. 

1919 - 1947

Erste Nachkriegszeit - Zweiter Weltkrieg

Das Verschieben der Grenzen nach Osten begünstigt die Beziehung und den Austausch unter den Völkern, die von den alten Grenzen getrennt gewesen waren. Aber das faschistische Regime betreibt eine gewalttätige Politik der Entnationalisierung der Slowenen und Kroaten, indem es ihre politischen, religiösen und kulturellen Vertreter mit Gewalt angreift und einschränkt. Am 1. September 1939, mit dem Einmarsch Nazideutschlands nach Polen, beginnt der zweite Weltkrieg. Am 10. Juni 1940 erklärt Mussolini Frankreich den Krieg womit er Italien in den blutigsten Konflikt der Geschichte zieht. Anfang April 1941 erobern die italienischen Truppen einen guten Teil Sloweniens. Es entsteht die Provinz Lubiana. In Jugoslawien beginnt schon in jenem Jahr der Befreiungskrieg gegen die Nazi-faschistische Besetzung. Die Partisanen sind auch in Slawien und entlang der ganzen alten Grenze aktiv. Nach dem Waffenstillstand vom 8. September 1943 wurde der Widerstand flächendeckend organisiert.  Es wird die Republik Caporetto gegründet und von den Nazis Anfang November besetzt. In Italien endet der Krieg offiziell am 25. April 1945.

1947 - 1975

Kalter Krieg - Eisener Vorhang

Ende des Krieges fällt die Frage der neuen Grenzen an, die durch den Vertrag von Paris (1947) festgelegt werden. In Slawien wird die Grenze wieder auf die alte Linie zwischen Italien und Österreich gelegt, während die Frage des Freien Territoriums um Triest offen bleibt, das in die Zonen A (Provinz Triest) und B (Teil Istriens) unterteilt ist. Gleichzeitig entsteht eine harte ideologische und sozio-ökonomische Grenze zwischen dem östlichen Block, geführt von der UDSSR und dem westlichen, unter den USA: es ist der Eiserne Vorhang, der Europa in zwei teilt. Die beiden Blöcke leben im kalten Krieg. Im Jahr 1948 tritt Jugoslawien aus dem Pakt mit der Sowjetunion aus. 1954 wird durch das Memorandum von London die Zone A Italien und die Zone B Jugoslawien zugeteilt. Der Vertrag von Osimo (10. November 1975) legt die endgültige Gestaltung der Grenzen zwischen Italien und Jugoslawien fest.

1975 - Heute

Europäische Union

Der Vertrag von Osimo leitet eine neue Kooperation zwischen Italien und Jugoslawien ein. Nach Titos Tod (1980) gerät die jugoslawische Föderation ins Schwanken und es kommt zu einer zunehmenden zentrifugalen Bewegung der verschiedenen Nationalitäten aus denen sie besteht, was zum Zusammenbruch des Staates führt. Slowenien erklärt am 25.Juni 1991 seine Unabhängigkeit und am 1.Mai 2004 tritt es der Europäischen Gemeinschaft bei. Mit dem Beitritt in den Schengen-Raum am 21. Dezember 2007 entfällt jene Grenze, die wegen ihrer Härte und Absurdität als sogenannte «verfluchte Grenze/prekleti konfin» bezeichnet wurde.